Gleich gehts abwärts (Grubenfahrt)

Fabriken, Kraftwerke, Zechen ...
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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 24.06.2008 09:15

hollihh hat geschrieben:
petzolde hat geschrieben: Bergsenkungen machen u.a. den Schiffahrtskanälen zu schaffen, insbesondere Rhein-Herne-Kanal, wo Schleusen umgebaut/ersetzt/verlegt wurden.
Naja, dann fahren die Schiffe bergab eben mit der Strömung....das spart Sprit !

Ich bin kein Fachmann, aber wenn ich einen "Aborigine" aus der gegend mal richtig verstanden habe, besteht das größte Problem wohl in den "wilden" Stollen und Schächten, die ohne Genehmigung gebaut wurden und deren Verlauf unbekannt ist... er hat mir auch mal eine geschätzte Länge genannt - ich habe sie leider vergessen, aber sie war sehr groß, deshalb habe ich das unter "Bergmannslatein" abgehakt.
Moin, Holli,

nein, das ist mit Sicherheit kein Bergmannslatein!
Je weiter du hier nach Süden, Richtung Ruhrtal, aber auch ins Siegerland, gehst umso schwieriger ist das mit den "bekannten" Stollen. Im Ruhrgebiet "beliebtes" Stichwort lautet Tagesbruch. Länge diese unekannten Stollen mehere 100 Kilometer insgesamt. Wir wohnen hier an manchen Stellen auf einem Schweizer Käse.....
Da zitiere ich mal die VDI-Nachrichten, die sicherlich über Zweifel erhaben sind:
Indes gibt es rund 35 000 bis 45 000 unbekannte Schächte und Stollen aus den Zeiten des "alten Bergbaus", die vor 1860 errichtet wurden. "Über sie liegen kaum Unterlagen vor," räumt der Bergaufsichtsbeamte ein. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, sei "nicht einschätzbar". Möglicherweise ist ein solcher "Kohleflöz" auch der Grund für das Wattenscheider Loch
.
findest du hier.

Tatsächlich sind in Siegen ja auch schon Häuser geräumt worden, weil unbekannte Erzschächte sich auftaten. Z.B. weil die letzten Streben weggefault sind oder eben sich der "Berg bewegt".

Und wie ich oben schon geschrieben habe: Das ist mit den Kanälen ein merkliches Problem. Bei uns wird an manchen Stellen schon so viel Gestein "unterwasser" bewegt, um die Kanäle einigermaßen schiffbar zu halten, dass davon mehrere Firmen leben können.
Wenn du mal beim dem kmz, welches ich gepostet habe, die Nordseite des Kanals bzw. der Lippe direkt neben der Brück ansiehst, dann sieht man da auch die verschiedenen Stufen (drei) in denen der Kanal im Laufe der Jahre "gehoben" (bzw. das Umland gesenkt) wurde.

Alles nicht so einfach....

Gruß an die WK

Christian

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 24.06.2008 09:41

Moin,

erstmal schönen Dank für den tollen Bericht hier.Eigentlich nicht so mein Interessensgebiet, aber durch
die WDR-Sendung "Quarks" bin ich an das Thema herangeführt worden und durch die Frage meines Sohnes, ab welcher Tiefe wird es eigentlich unter der Erde warm.... :?:

Bezüglich der Bergsenkungen fand ich in wikipedia

"Wapno (Polen)
1977 brachte ein unkontrollierter Wassereinbruch ein stillgelegtes Steinsalzbergwerk zum Einsturz. In den bis 1978 andauernden Tagebrüchen versank das gesamte Ortszentrum von Wapno mit 53 Häusern und einer Eisenbahnstation. 1402 Menschen wurden obdachlos. "


sehr interessant. Gibt es da irgendwo Bilder?

Es grüßt
Djensi

petzolde
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Beitrag von petzolde » 24.06.2008 10:11

Dem Grunde nach sind es ja zwei verschiedene Dinge: Zum eines Tagesbrüche, die plötzlich entstehen an Stellen, wo es keiner vermutet hatte, und wo keine Informationen über frühe bergbauliche Aktivitäten vorlagen. Ausdehnung i.d.R. klein, selbst wenn eine Garage oder ein Haus reinpaßt.
Das andere sind große Abbaufelder, wo sich das Gelände auf mehreren Quadratkilometern senkt. Nördlich von Hamm plant man, eines neues Feld aufzuschließen. Betroffen wäre der Bereich (soweit ich die Daten in Erinnerung habe) um Bockum-Hövel - Herbern, mit Senkungen um mehrere Meter. Das mag zwar für den Acker oder die grasenden Kühe kein Problem sein, aber wenn das Haus auf der Bruchkante steht, stört es doch. Und die Bäche laufen dann auch nicht mehr so wie früher. Den Ausweg sieht man in Pumpstationen.

Also: Kohle aus der Erde holen - oben lagern - verfeuern zur Stromproduktion - nur damit man Strom für die nächsten Jahrhundert zum Wasserpumpen hat???
grübelnd
EP

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 24.06.2008 11:07

petzolde hat geschrieben:Dem Grunde nach sind es ja zwei verschiedene Dinge: Zum eines Tagesbrüche, die plötzlich entstehen an Stellen, wo es keiner vermutet hatte, und wo keine Informationen über frühe bergbauliche Aktivitäten vorlagen. Ausdehnung i.d.R. klein, selbst wenn eine Garage oder ein Haus reinpaßt.
Das andere sind große Abbaufelder, wo sich das Gelände auf mehreren Quadratkilometern senkt. Nördlich von Hamm plant man, eines neues Feld aufzuschließen. Betroffen wäre der Bereich (soweit ich die Daten in Erinnerung habe) um Bockum-Hövel - Herbern, mit Senkungen um mehrere Meter. Das mag zwar für den Acker oder die grasenden Kühe kein Problem sein, aber wenn das Haus auf der Bruchkante steht, stört es doch. Und die Bäche laufen dann auch nicht mehr so wie früher. Den Ausweg sieht man in Pumpstationen.
Das Donarfeld, an dessen Rand ich gerade sitze ;) , ist im Bereich Bockum-Hövel - Mersch - Herbern, im Grunde westlich und östlich der Bahnline nach Münster. Dort steht auch das Testgerüst, das in den 80er Jahren dort errichtet wurde.

Der Schwerpunkt der Kohle-Förderung liegt im Feld Donar C, und damit auch in Nordick und Forsthövel. Bergsenkungen von bis zu 7,50 Meter (!) werden angenommen. Wasserläufe, Risse usw. wie gehabt.

Die RAG hat dazu auch eine Imagebroschüre gemacht:

http://www.rag-deutsche-steinkohle.de/m ... 489296.pdf

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Beitrag von petzolde » 24.06.2008 12:40

danke, kuhlmac, das waren die genauen Daten.
Laut RAG-Info-Link gibt es keine Bergsenkungen mehr??

gruß EP

hollihh
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Beitrag von hollihh » 24.06.2008 14:24

petzolde hat geschrieben:Laut RAG-Info-Link gibt es keine Bergsenkungen mehr??
......genau, und die Erde ist eine Scheibe ! :hellau:

@ Kuhlmac : So ähnlich hoch wird die Zahl wohl gewese sein - unglaublich ! Und das vor 1860 !!

Gruß

Holli

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Beitrag von kuhlmac » 24.06.2008 17:21

hollihh hat geschrieben:
petzolde hat geschrieben:Laut RAG-Info-Link gibt es keine Bergsenkungen mehr??
......genau, und die Erde ist eine Scheibe ! :hellau:

@ Kuhlmac : So ähnlich hoch wird die Zahl wohl gewese sein - unglaublich ! Und das vor 1860 !!

Gruß

Holli

jaja, es gibt keine Bergsenkungen mehr.... :pruuust:

Na klar, die Markscheider werden alle arbeitslos.. Ich frage mich nur, warum regelmäßig hier beim Bergwerk Ost, so 10-12 mal im Jahr "besondere" Ereignisse, sprich lokale Erdstöße von Richter 1,8 oder mehr gemeldet werden. Klar, keine Senkung....

Zum Bergbau hier weiss WP wieder was... http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrbergbau

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Beitrag von Bart » 25.06.2008 11:44

Moin!

Noch mal zur Ergänzung des spannenden Berichts.
Am 03.06. lief im WDR bei Quarks & Co ein Bericht über Prosper Haniel, natürlich hab ich die Sendung verpasst, aber zum Glück gibt es ja eine Video Podcast.

Also wer es nochmal sehen möchte, hier das Video.

Grüße
Jens

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Beitrag von Djensi » 25.06.2008 12:13

Moin,
könnte man nicht unter Druck (oder ohne) die alten Stollen mit Hafenschlick aus Hamburg verfüllen? Da würde sich ja sicher eine Pipeline lohnen.... Und zwei Bundesländer wären 2 Probleme los!
:?

Djensi

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Beitrag von kuhlmac » 25.06.2008 12:33

Djensi hat geschrieben:Moin,
könnte man nicht unter Druck (oder ohne) die alten Stollen mit Hafenschlick aus Hamburg verfüllen? Da würde sich ja sicher eine Pipeline lohnen.... Und zwei Bundesländer wären 2 Probleme los!
:?

Djensi
Hätte, könnte, Wollte....

Wollte man, hat man auch versucht (aber mit dem reichlich vorhandenen Bergematerial, nicht dem Schlamm) - war aber angeblich zu teuer... :cry:

Kurze Erklärung des Verfahrens: http://de.wikipedia.org/wiki/Blasversatz

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