"'Fulda GAP" im Osten?

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ResQ69
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"'Fulda GAP" im Osten?

Beitrag von ResQ69 » 15.06.2008 19:46

Ist zwar ein blöder treadname, ich wusste aber nicht wie ich es schreiben sollte.
Also:
Hier im westen war alles klar. der böse Russe überfällt uns und kommt sicher über diese route.
Sperren und Zielkoordinaten waren eingerichtet und alles schaute auf's Fulda GAP.
So weit so gut.
Wie war das denn im Osten?
Sind die WP Staaten davon ausgegangen das der Ami sie überfällt, und wenn ja, gab es auch dort eine vermutete einfallsroute?

Immerhin wurden generationen von VA Soldaten mit sprüchen wie: ein Starfighter braucht 10 min bis zu uns.
An der stange gehalten.

ResQ69
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Beitrag von ResQ69 » 16.06.2008 17:43

Wie jetzt?
Der Ami war gar nicht Böse und wollte den Sozialismus klauen.
Die ganze Wir -verteidigen- unser- Land- gegen- den- westlichen- Agressor nummer war nur Fake?

Ab Major aufwärts hat nie einer geglaubt das wir auch rüber kommen können?

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katschützer
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Beitrag von katschützer » 16.06.2008 20:41

Moin,

ein Kamerad von mir war früher Mot-Schütze und wir tauschen uns gern mal aus.

Bei der NVA wusste jeder nur soviel, wie zur unmittelbaren Auftragserledigung unbedingt notwendig war. Teilweise kannten Offiziere nichtmal die Stärke von benachbarten Divisionen, geschweige denn der sowjetischen "Waffenbrüder". Bekannt war dem kleinen Landsknecht:
-der Westen ist böse und will den Sozialismus beseitigen
-es ist nur eine Frage der Zeit, bis die NATO angreift
-die Bundeswehr z.B. ist rund um die Uhr voll aufgerödelt in Bereitschaft zum Angriff :lol:

Strategien und Planungen gingen das untere Volk schlicht nichts an. Wenn, dann wussste die Generalität genauer bescheid (vermutete man) und jeder auch nur soviel, wie er musste.

MfG
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 16.06.2008 21:10

katschützer hat geschrieben: -die Bundeswehr z.B. ist rund um die Uhr voll aufgerödelt in Bereitschaft zum Angriff :lol:
Kann ich nur unterschreiben - die meisten Einheiten waren am WE "teilgekadert"...
Ich habe 1990 eine Ausgabe der "volksarmee" bekommen, schon gewendet (irgendwo im Karton gut verpackt...ich hab sie noch) und da war ein Truppenbesuch geschildert von Mot-Schützen Uffzen und Fw bei Pz-Grenis irgendwo in Niedersachsen.

Die haben sehr gut ihr Entsetzen geschildert, als Freitags um 12 die NATO-Rallye losging - und vergleichbar sie im Block übers WE bleiben mussten, mit der Begründung "die böse Bw...". Das wussten die echt nicht und waren mehr als den Tränen nahe als sie den leeren Block, nur bewacht vom GvD sehen mussten... entsetzte Frage: jedes WE? und die Antwort war dann noch schlimmer. Muss ich echt mal raussuchen.

Aber, ehrlich gesagt, ganz schön Sch** für die, da stürzt ein Weltbild laut krachend ein. War das wirklich nicht umfassend bekannt, während die WPler auf den "Überraschungsangriff" des Klassenfeindes warten, wenn man gleichzeitig Witze darüber reißt, das bei der NATO Freitag um 12:00h Feierabend ist und ein Großteil der Leute ins Wochenende zu Familie und Co fährt?? So habe ich das auch gehört... Was soll man glauben? Oder wurde dieser "Witz" erst 1990 erzählt? (ähnlich wie der mit den Russen und dem Kamener Kreuz in den 70er und 80er Jahren?)

Um mal BTT zu kommen, ohne das jetzt wirklich zu wissen, ich gehe davon aus, dass im Osten die andere Feldpostnummer einen ähnlichen Ansatz hatte. In "guter amerikanischer Tradition" wären sie sicher von den Hauptstraßen und Truppensammlungen als Hauptmarschziele ausgegangen.
Unsere Einheit hatte zwar Karten vom Grenzraum, aber auch nicht viel drüber hinweg (~ 50 km) Im V-Fall wären sicher andere Sachen ausgepackt worden, oder? (dazu hatte ich dann zuwenig Einblick) Habe ich da mal was von Abriegelung des Gefechtsfeldes in einer Tiefe von 300 km im Hinterkopf?

Baum
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Beitrag von Baum » 16.06.2008 22:03

hallo,

also ich glaub nicht so richtig, dass denen "drüben" - zumindest in führenden Positionen - nicht bekannt war, dass die BW - Kasernen ab Freitagnachmittag i.d.R. nur noch unwesentlich besetzt waren (Wache, Bereitschaft, ARF-Bereitschaft etc.). Nicht umsonst hieß es bei uns 1978/79 schon immer "wenn dr. Russ kommt, dann entweder am Wochenende oder in der Nato-Pause".
Denn auf der anderen Seite wußte man als einfacher W15er auch nicht, dass die NVAler anscheinend etwas rigidere Ausgangs- bzw. Wochenendheimfahrtsbedingungen hatten.
Und gabs da ne (in)offizielle WP-Pause?

Baum

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Beitrag von Krakau » 17.06.2008 09:43

Moin!

Von Seiten eines ehemaligen Offiziers hab ich mal gehört (natürlich hier im tiefen Osten), dass die Fulda Gap sicherlich mit Teilkräften angegriffen worden wäre, die Hauptmacht aber über die Ostsee nach Jütland und über die Norddeutsche Tiefebene nach Osten vorgedrungen wäre. :shocked:

Anders sind die in Nordpolen massierten Bautätigkeiten (Kasernen und Bunker) schlecht zu erklären. Auch wäre man ja blöd sich der massiven Verteidigung im Fulda Korridor auszusetzen, währen Jütland eher schwach besetzt war. So jedenfalls seine Aussage.

Das die NATO von sich aus angegrifen hätte - nett für die Masse, aber an der Realität vorbei. :mrgreen:

Übrigens die Raketen hier (in Polen) waren alle immer nur für den Frieden! :shocked:

Gruß
Thomas

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Beitrag von hollihh » 17.06.2008 09:58

kuhlmac hat geschrieben: Die haben sehr gut ihr Entsetzen geschildert, als Freitags um 12 die NATO-Rallye losging - und vergleichbar sie im Block übers WE bleiben mussten, mit der Begründung "die böse Bw...". Das wussten die echt nicht und waren mehr als den Tränen nahe als sie den leeren Block, nur bewacht vom GvD sehen mussten... entsetzte Frage: jedes WE? und die Antwort war dann noch schlimmer. Muss ich echt mal raussuchen.
Moin,

die Russen haben nur deshalb nicht an einem Freitag angegriffen, weil sie spätestens Höhe Hannover auf der A2 im Stau steckengeblieben wären... :lol:

Ähnliche Erfahrungen haben wir mit russischen Soldaten eines Gardeschützenregimentes gemacht, die vor (!) der Wende bei uns zu Besuch waren. Unser Kdr hat die Gäste bewußt die abendliche/wochenendliche Natorallye gen Heimat miterleben lassen - Entsetzen 1 : jeder ein eigenes Auto - sind das alles Offiziere ? Entsetzen 2 : Alle wech. Ich glaube, bei denen ist ein kleines Weltbild zerstört worden :mrgreen:

Nach der Wende sind jede Menge Unterlagen über Angriffsplanungen/verteidigungsplanungen entweder verschwunden/vernichtet worden bzw. nicht weiter publiziert worden....wozu auch darüber diskutieren, das es bereits geprägte Medaillen für die Eroberung von Hamburg und Hannover gab.
Zweitens war die NATO Doktrin des Brüdern im Osten sehr gut bekannt - die Flexibkle Response hat schon Wirkung gezeigt. Und auch das muss man erwähnen, man mag es belächeln (...da fast jeder mal wehrpflichtig war kent sich natürlich auch jeder aus und ist Experte beim Thema Streitkräfte und Strategien): Die "Drüben" haben schon mächtig Respekt gehabt vor der NATO. Da ist schon ganz schön was los gewesen, wenn hier NATO Alarm ausgelöst wurde (...na, wer kennt noch Bunter Faden :mrgreen: ??) oder größere Verbände auf die grenznahen Übungsplätze (nanu - warum denn da - ein Schelm , wer Böses denkt !!) Munster, oder Bergen verlegt wurden....

Gruß

Holli

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Beitrag von zulufox » 17.06.2008 11:07

hollihh hat geschrieben: Moin,

Nach der Wende sind jede Menge Unterlagen über Angriffsplanungen/verteidigungsplanungen entweder verschwunden/vernichtet worden bzw. nicht weiter publiziert worden....wozu auch darüber diskutieren, das es bereits geprägte Medaillen für die Eroberung von Hamburg und Hannover gab.
Hallo,

viele der Unterlagen liegen noch in den "Giftschränken" der Archive.

Da gibt es z.B. auch die Uniform eines "Marschalls der DDR", für E.H. maßgeschneidet, und den "Großen Stern des Blücher-Ordens", zu verleihen für die Eroberung der BRD.

MfG
Zf :holy:
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Beitrag von kuhlmac » 17.06.2008 11:14

Krakau hat geschrieben: Auch wäre man ja blöd sich der massiven Verteidigung im Fulda Korridor auszusetzen, währen Jütland eher schwach besetzt war. So jedenfalls seine Aussage.
Tja, den Mann hätte man mal Ende der 80er in Hedwig-Holzbein aussetzen müssen. Der hätte vor lauter Oliv (wenn er denn genauer nachgesehen hätte) nichts mehr gesehen....
Gerade der Verband Landjut war doch hochgerüstet wie nicht was... und nicht ohne Grund im V-Fall hätten wir da was ganz eigenes gehabt, aber sicher kein Jodeldiplom.

Ja, der Stau und die Russen.
Bei uns hiess das immer, die kommen bis zum Kamener Kreuz, und dann stehen Sie im Stau - ersatzweise werden In Hannover alle Ampeln auf Rot gestellt, und die NVA ist so preußisch, die halten dann an....
Die "Drüben" haben schon mächtig Respekt gehabt vor der NATO. Da ist schon ganz schön was los gewesen, wenn hier NATO Alarm ausgelöst wurde (...na, wer kennt noch Bunter Faden ??) oder größere Verbände auf die grenznahen Übungsplätze (nanu - warum denn da - ein Schelm , wer Böses denkt !!) Munster, oder Bergen verlegt wurden....
Das stimmt wohl, alleine die Masse von fast 500.000 mehr oder weniger gut ausgebildeten Bundis, dazu Allierte, und mittels "lila Pferd" ;) :lol: nochmal so knapp 1 Million Resis... alleine schon die Masse mehr oder weniger intellgenter G3 oder Leo bedienender Soldaten machte manchen im Osten nachdenklich.
War das nicht so, dass Russische Panzer auch immer mit nur einer bestimmten Spritmenge rechnen mussten, danach waren sie auf sich gestellt?
Also, keinen Stau provozieren.-.....

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Beitrag von dominik » 17.06.2008 11:54

kuhlmac hat geschrieben:
Krakau hat geschrieben: Auch wäre man ja blöd sich der massiven Verteidigung im Fulda Korridor auszusetzen, währen Jütland eher schwach besetzt war. So jedenfalls seine Aussage.
Tja, den Mann hätte man mal Ende der 80er in Hedwig-Holzbein aussetzen müssen. Der hätte vor lauter Oliv (wenn er denn genauer nachgesehen hätte) nichts mehr gesehen....
Gerade der Verband Landjut war doch hochgerüstet wie nicht was... und nicht ohne Grund im V-Fall hätten wir da was ganz eigenes gehabt, aber sicher kein Jodeldiplom.

Ja, der Stau und die Russen.
Bei uns hiess das immer, die kommen bis zum Kamener Kreuz, und dann stehen Sie im Stau - ersatzweise werden In Hannover alle Ampeln auf Rot gestellt, und die NVA ist so preußisch, die halten dann an....
Die "Drüben" haben schon mächtig Respekt gehabt vor der NATO. Da ist schon ganz schön was los gewesen, wenn hier NATO Alarm ausgelöst wurde (...na, wer kennt noch Bunter Faden ??) oder größere Verbände auf die grenznahen Übungsplätze (nanu - warum denn da - ein Schelm , wer Böses denkt !!) Munster, oder Bergen verlegt wurden....
Das stimmt wohl, alleine die Masse von fast 500.000 mehr oder weniger gut ausgebildeten Bundis, dazu Allierte, und mittels "lila Pferd" ;) :lol: nochmal so knapp 1 Million Resis... alleine schon die Masse mehr oder weniger intellgenter G3 oder Leo bedienender Soldaten machte manchen im Osten nachdenklich.
War das nicht so, dass Russische Panzer auch immer mit nur einer bestimmten Spritmenge rechnen mussten, danach waren sie auf sich gestellt?
Also, keinen Stau provozieren.-.....
Dazu gibt es sehr interessante Akten im Bundesarchiv: http://www.bundesarchiv.de/fb_daofind/Z ... _DVW1_NVR/

Klicke: Protokolle und Tagesordnungen -> 1987 -> Akte einsehen -> Dann Abschnitte lesen: Ergebnisse der strategischen, militärisch-zivilen NATO-Kommandostabsübung "WINTEX/CIMEX 87"

Die wussten wirklich fast alles und die hatten die Hosen voll...

Ich würde ja sooo gerne mal die Akten unserer Seite lesen... Die hatten bestimmt auch die Hosen voll...

Grüße,
Dominik

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