Fragen zur Stellung Dattel im Deister bei Hannover

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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niemandsland
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Fragen zur Stellung Dattel im Deister bei Hannover

Beitrag von niemandsland » 23.08.2014 17:05

Hallo zusammen,

ich versuche mich langsam aber beständig etwas ins Thema einzulesen und bin jetzt bei den Stellungen im Raum Hannover angelangt. Das meiste kann ich mir mit Hilfe dem Hoffmann noch selbst beantworten, aber ein paar Fragen habe ich trotzdem und da hoffe ich doch einfach mal, hier auf ein paar Antworten.

Was für ein Gerät war ein "Weitling" bzw. "Weitling Egon" ?
Gibt es davon irgendwo Bilder ?

Was ist ein Freya "Flamme" ? (das Freya selbst sagt mir in so ziemlich allen Varianten was, aber mit "Flamme" kann ich bisher nichts anfangen.

Welche Funktion hatte diese Stellung?

Wenn ich mir die Stellung Steinbock (Winzlar) ansehe, macht das für mich alles Sinn. Flächensuchradar (Panoramagerät) Jagdschloss, Höhenmessgerät Würzburg-Riese und Freya als Suchgerät.

Auch die Funktion der Stellung Zebra kann ich mir so erklären und einordnen.

Aber mit der Dattel im Deister hab derzeit meine Probleme. :-)

Wahrscheinlich ganz einfach und erklärt sich mit der Funktion des Weitlings. Aber wie gesagt.. darüber hab ich bisher nichts gefunden. Nur das es das Gerät gab.

Besten Dank für Zeit und Mühe.

Gruß aus Hannover-Ahlem
Guido Janthor

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SES (†)
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Beitrag von SES (†) » 23.08.2014 20:24

Hi Guido,
You may want to start here, please note multiple sub-links.
http://www.gyges.dk/Flum%20and%20Jagd.htm
mfg
SES

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 24.08.2014 11:29

Moin,

die Fragen zum Weitling haben nach wie vor bestand. Der Rest ist geklärt. Ich möchte mich bei Rolf bedanken, für den Hinweis auf Jägerleit und Funkmessstellungen. In meiner "naiven" Gedankenwelt, bin ich immer davon ausgegangen, dass das irgendwie zusammen lief. Wie gesagt... ich stehe in Sachen Funkmess und Flugabwehr irgendwo ganz am Anfang und alles was ich habe, ist wohl gefährliches "Halbwissen".

Umsomehr möchte ich SES für den Hinweis danken, und für die Arbeit. Insbesondere die Seite zum Freya mit den zahlreichen Zeichnungen, vermittelt ansehnlich Wissen.

Ich denke ich muss viel sorgfältiger in diesem Bereich arbeiten, als ich mir das bisher vorgestellt habe. :-) Ich möchte auch noch mal die Gelegenheit nutzen, und mich für den super Hinweis auf den Hoffmann bedanken.

Und jetzt noch mal zum Beginn: hat jemand irgendwas über den Weitling bzw. Weitling Egon?
Vielleicht Literatur ?

Nochmals Danke für Zeit und Mühe.

Gruß aus Hannover-Ahlem
Guido Janthor

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Leif
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Beitrag von Leif » 24.08.2014 22:13

Moin Guido,

Trenkle, Funkmessverfahren (AEG-Version) Seite 86 f; Motorbuch ab 58 ff.
Trenkle, Funkführungsverfahren (AEG-Version) Seite 202 ff.

Viel Spass beim Lesen. Ich habe Dir doch gesagt, dass es ein spannendes Thema ist :-)

Viele Grüße
Leif

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 24.08.2014 23:48

@ Leif

Danke!

Ja, Du hast recht. :holy: Aber das wäre es wohl nie geworden, wenn ich nicht dieses Buch in Mittegroßefehn in die Finger bekommen hätte, wo es um den Diepe Raid ging. Ich hab eigentlich immer gesagt, ich möchte das Thema nicht aufgreifen. Aber irgendwie kommt man, wenn man sich mit Themen wie Flak, Scheinanlagen und Flugwachen usw. beschäftigt, irgendwann auch nicht mehr dran vorbei.
Und ja.. es ist nicht uninteressant. Auch die Entwicklung zwischen Kriegsbeginn und Ende des Krieges zu verfolgen, welche Fortschritte es gab, wie die Maßnahmen der Gegenseite aussahen, wie darauf reagiert wurde und was für technische Entwicklungen es gab. Verdammt.. es ist nicht uninteressant. Ganz im Gegenteil. Und ja, Du hattest das bereits vor ein paar Jahren - bei Deinem Besuch in Hannover - gesagt. *grummel*

Aber manchmal benötigt der Mensch eben ein paar Tage länger. :-)

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

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Beitrag von Cremer » 25.08.2014 06:13

@Guido,
als Fernmelder war und ist es für mich ein Mussthema.
Hab bereits über 160 Bücher zu diesem Thema. Natürlich alle Trenklebucher, Hoffmann und viele andere, wie auch fast alle Telefunkenmitteilungen aus den 20ziger Jahren bis 1953 oder auch von Arthur O. Bauer.
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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Beitrag von SES (†) » 25.08.2014 08:06

Hi Leif,
I am also unsure about the meaning of Weitling and frankly I have difficulties finding a good explanation in the works of Trenkle.
bregds
SES

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beaviso
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Beitrag von beaviso » 25.08.2014 11:16

Hmmm, it seems to be simple. If I miss something, please correct me:

EGON2 = Erstling-Gemse-Offensiv-Navigation system built with TWO modified Freya radars set some 150 km apart, equipped with Gemse IFF system and acting as "secondary" radars (it means able to detect only active Erstling FuG25a IFF transponders installed at German aircraft). The system was introduced to help navigate bombers (especially Pathfinders) to the target behind the English Channel.

A set of two Freyas (2-Stand) was commonly named EGON2 and given a designation of FuSAn 731.
But a single Freya (1-Stand) was called EGON (FuSAn 730).

Shortly after introduction of EGON2 it was decided not to develop that offensive system for bombers anymore. So, the manufactured modified Freyas EGON (FuSAn 730) were to be used exclusively for directing the fighters onto enemy planes. They were installed mainly at Y-sites. A SINGLE FuSAn 730 was enough to conduct the procedure. They were often installed in pairs or even as three devices to multiply the capability of commanding fighter aircraft by the Y-site. But every Freya-EGON acted independently in that procedure.

The above procedure was named EGON-(1-Stand)-Weiterfuehrung --> and the single FuSAn 730 used for "Weiterfuehrung" - Weitling:
Weit- (Weiterfuerhung)
-ling (Erstling)

(the above "wordplay" is only my guess)


Kind regards,
Michal
Zuletzt geändert von beaviso am 25.08.2014 11:26, insgesamt 4-mal geändert.

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Beitrag von SES (†) » 25.08.2014 11:43

Hi Michal,
I had understood the procedure, it is Weitling I have difficulties with, albeit your explanation is not too far fetched.
bregds
SES

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Meine Erstbegehung der Jägerleitstellung "Dattel" am 29.04.2015

Beitrag von niemandsland » 02.05.2015 09:20

Meine Erstbegehung der Jägerleitstellung "Dattel" am 29.04.2015

Zu einem späteren Zeitpunkt wird von mir ein Bild- bzw. Filmbericht folgen. Ich möchte heute meinen alten Beitrag mit Fragen zur Dattel fortführen und auf Grundlage der Begehung vor einigen Tagen, an die Fachleute noch ein paar Fragen richten.

Erst einmal vorweg:
Die Dattel wurde gesprengt, die brauchbaren Dinge wurden fortgetragen (die umliegenden Dörfer hat es sicherlich gefreut). Was man heute findet ist verrostetes Metall, zerborstene Betonbrocken (denen man mit viel Fantasie vielleicht noch ihre Funktion abringen kann) und Sandhügel. Nein, keine Hügelgräber sondern Splitterschutzwälle die um die Peiler-Baracken von Soldaten angelegt wurden, und die man heute (deutlich niedriger) noch finden kann.

Beginnen möchte ich mit den Abständen der einzelnen Türme. Glaub insgesamt 13 Fundament-Reste kann man im Deister noch finden. Auf Luftbildern könnten es auch noch mehr gewesen sein. Was mich irritiert: sind die Abstände zueinander. Und die recht nahe zueinander stehenden Türme.

Wie gesagt: ich bin Neuling auf diesem Gebiet... und habe mir (wie ich schon an anderer Stelle schrieb) wohl eher gefährliches "Halbwissen" angeeignet. Aber wer nicht fragt stirbt blöd. Und daher... entschuldigt, wenn es vielleicht die eine oder andere sinnfreie Frage kommt. :-)

Kurz zu meinen Zeichnungen:

Anton, Bertha, Cäsar, Dora, Emil und Friedrich waren Empfangstürme
Turm 1 und Turm 2 waren demnach Peiltürme (mit Peilhütten auf einer Plattform)
S1...S6 (S7) waren Sendetürme
W steht für einen Würzburg-Riesen
F für ein Freya

Die Arbeit der Dank für die Karte geht an Herrn Fritz Lauenstein aus Wennigsen. Er hatte das Wissen bereits 2005. Und dazu auch bereits eine Veröffentlichung. Allerdings ist seine Skizze nicht Maßstabsgetreu. Man kann in der Landschaft alles finden, aber nicht ohne Suchen. Und auch meine Karte ist zwar genauer, aber nicht so das man BLIND losrennen kann. Mir geht es einfach darum, die Standorte grob aufzuzeigen.

In der Dattel gab es 7 Y-Linien. Zu jeder Y-Linie gehörte je ein Sendeturm und ein Empfangsturm.
Die Sendetürme hatten dreieckige und die Empfangstürme quadratische Fundamente.

Bei den Sendetürmen beträgt der Abstand von Mast zu Mast etwa 2 m, bei den Empfangstürmen rund 10m.
Die Hütten bei den Sendetürmen standen dort neben dem Turm. Bei den Empfangstürmen stand die Hütte direkt unter dem Turm. Dies ist an den aufgeschütteten Erdwällen noch gut zu erkennen.

Was mich etwas stört, sind die sehr unterschiedlichen Entfernungen der Sende- und Empfangs-Türme zueinander. Oder machte das keinen Unterschied ?

Und wie ist das mit den Frequenzen? Sendeten die Türme auf unterschiedlichen Frequenzen oder auf der selben und wenn letzteres kam es dann nicht zu Problemen bzw. Ungenauigkeiten bei den Messungen?!

Wie war der normale Aufbau der Sende- / Empfangstürme und welche Abstände mussten eingehalten werden?

Was das andere Gerät in der Dattel betrifft, so beruht das einzig und allein auf Betonbrocken. Dort wo der Freya stand, war eine Betonfläche. Beim Würzburg-Riesen ein mächtiger Betonsockel. Die Trümmer finden sich gut zerstreut im Gelände.

Soweit erstmal für heute...

Gruß
Guido Janthor

PS: Bevor sich jemand negativ zum Kartenmaterial auslässt... die Karten (wie angegeben) stammen von der Uni Brigham Young University und sind AMS M841 (auf Basis von deutschen 1:25k Messtischblättern) und das ganze ist PD. Ich habe die Karten "selbst" zusammengebastelt und mir eine komplette Deisterkarte daraus gebaut. Diese Karte hat etwa 8000x8000 Pixel und macht sich gut an der Wand.
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Zuletzt geändert von niemandsland am 02.05.2015 09:39, insgesamt 1-mal geändert.

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