Bremen - Hauptstadt der Bunker ?

[Kapitänfreund]

Hallo, ich wohne in Hamburg, habe aber einen Großteil meiner Kindheit in Bremen verbracht. Schon damals in den 60ern hatte ich den Eindruck das es in Bremen unheimlich viele Bunker gibt. Auch jetzt wenn ich wieder einmal zu Besuch in Bremen bin habe ich den gleichen Eindruck. Wer kennt sich aus ? Ist es wirklich so das in Bremen die meisten Bunker "überlebt" haben ??

[Herr Auer]

Moin !
Gefühlt hat Bremen vielleicht die größte Anzahl Bunkerbauwerke,
prozentual auf die Bevölkerung gesehen ist es aber eher Hamburg.
Als eine der Rüstungshauptstädte des Zweiten Weltkrieges galt Hamburg
als Luftschutzstandort 1. Ordnung und kam somit in den "Genuß" größerer Geldmittel.
Gute 60% der ehemals bestehenden Bauwerke existiert auch heute noch !
Gut vermauert oder unter diversen Grassoden versteckt fristet so manches
Bauwerk heute noch sein dunkles Dasein ......
Außerdem herrscht hier ja auch noch eine rege Abrisstätigkeit , dies kann in
Bremen eventuell anders sein !?
In Hamburg wurden auch viele Hochbunker kosmetisch ins Stadtbild intergriert -
ist dies in Bremen auch so geschehen oder sind sie dort eher als Ruinen präsent ?
Gruß aus HH

[derlub]

Schon damals in den 60ern hatte ich den Eindruck das es in Bremen unheimlich viele Bunker gibt. Auch jetzt wenn ich wieder einmal zu Besuch in Bremen bin habe ich den gleichen Eindruck.

Hallo.
Ich gebe Dir Recht. Bremen ist/war in Sachen Schutzraumvorhaltung in Deutschland ganz oben an der Spitze dabei. Hier mal eine recht informative Seite des THW OV Bermen-Mitte: http://www.thw-bremen-mitte.de/schutzraum.htm
Hier ein paar Zahlen aus verschiedenen Quellen. Interessant sind die Abweichungen... Das hängt mit der unterschiedlichen Definition von Schutzbauwerken zusammen.

-Stand 1975: "Wie viele öffentliche Schutzplätze gibt es in Kürzein Bremen?
Dem Senator für lnneres in Bremen und der Baugruppe der Oberfinanzdirektion ist es in erster Linie zu danken, daß in Bremen in Kürze rd. 52000 Schutzplätze in nutzbar gemachten,
22 000 in instandgesetzten Schutzbauwerken und 5750 in 3 Großschutzräumen als Mehrzweckbauten in Verbindung mit Tiefgaragen somit rd. 80000 Schutzplätze in 113 Schutzbauwerken für die Zivilbevölkerung zur Verfügung stehen, d. h. etwa jeder 7. bremische Bürger hat einen Platz in einem öffentlichen Schutzraum! Das ist ein Erfolg, wie ihn im Bundesgebiet nur wenige Städte ihren Bürgern vorweisen können und auf den die bremische Bürgerschaft stolz sein kann." Quelle: Zivilverteidigung III/75,S. 54

- nochmal 1975: "Wie Oberfinanzpräsident Dr:Reif beider Übergabe des mit einem Kostenaufwand von 3,3 Millionen Mark umgebauten Hochbunkers an der Admiralstraße feststellte, verfügt Bremen damit über 13 Schutzbauwerke der zweiten Baustufe mit zusammen 16698 Schutzplätzen sowie zwei Mehrzweckanlagen mit weiteren 5861 Plätzen. 22 559 Einwohner könnten damit vierzehn Tage lang unter völligem Abschluß von der Außenwelt in Schutzbauwerken untergebracht werden. Hinzu kommen im Stadtgebiet Bremen weitere
92 Objekte, die wieder nutzbar gemacht worden sind und weiteren 100711 Bürgern für drei Stunden
Schutz gewähren können." Quelle: ZS-Magazin 11/75, S.34

-Stand 1977: "... .Nach AbschluB dieser Projekte werden in Brernen etwa 47 500 offentliche Schutzplatze (für Kurz- und Langzeit- Aufenthalt) zur Verfügung stehen. Rund 28 Millionen DM an offentlichen Mitteln wurden bisher für diesen Zweck aufgewand." Quelle: ZS-Magazin 3/77, Umschlag vorne, innen

-Stand 1981: 145039 Schutzplätze, ca. 21% Schutzplatzquote. Quelle siehe Anhang.

-Stand 1989: "Insgesamt werden demnächst in Bremen 117 Bunker und 44 private Schutzräume(Hausschutzräume und Mehrzweckbauten) sowie 53 Schutzräume in Behörden mit insgesamt rd. 107 000 Schutzplätzen als Schutzräume hergerichtet sein. In Hamburg stehen in Kürze 32 Bunker und 14 Mehrzweckbauten mit insgesamt rd. 80 000 Schutzplätzenzur Verfügung. Dazu kommen die Schutzräume in den Venvaltunggebäuden, die Schul- und Hausschutzräume, Röhrenbunker und Ersatzschutzräume (für Bunker, die aus der Zivilschutzbindung freigegeben wurden)." Quelle: Zivilverteidigung III/89,S.5-6


Grüße,
Christoph

[TimoL]

Da war wohl jemand schneller...


Nun, zumindest im Jahre 1979 hatte Bremen nicht nur die "gefühlte" höchste Anzahl an Schutzplätzen, sondern in der Tat die höchste Dichte an Schutzplätzen in ganz Deutschland.
Es waren vorhanden:
- in öffentlichen Schutzräumen: 147.782 Schutzplätze
- in (bekannten) Hausschutzräumen: 487Schutzplätze
- Gesamt: 148.269 Schutzplätze
Bei einer Einwonerzahl von knapp 700.000 kamen auf einen Schutzplatz knapp 5 Personen (4, 69 um mal Erbsenzähler zu sein ).
Prozentual gab es für 21, 31% der Bremer Bevölkerung Schutzplätze.

[derlub]

Da war wohl jemand schneller...

Wieso?
Neues Jahr, neue Zahl, neue Quelle ( ?!). Verwirrung perfekt

[derlub]

Die Tatsache, dass nach dem Erlass des Bundesinnenministeriums im Jahre 2006, in Bremen etwa 53000 Schutzplätze aus der Zivilschutzbindung entlassen werden sollen zeigt meiner Meinung nach, dass bei den damaligen Zahlen über 100.000 wirklich jedes "Rattenloch" zur "Schönung" der Zahlen herangezogen wurde.
Christoph

[TimoL]

Ich kann mir das ehrlich gesagt auch nur sehr, sehr schwer vorstellen, dass es in Bremen knapp 150.000 Schutzplätze gegeben haben soll...
Wir können ja mal hinfahren und nachzählen... 8)

Ach so, die Zahlen habe ich aus dem Büchlein "Zivilschutz heute", 3. Auflage Mai 1980, Seite 61

[derlub]

Danke.

[klaushh (†)]

Moin, moin!

Ohne jetzt und hier auf einzelne Zahlen eingehen zu wollen, sei folgendes angemerkt:

So sah z.B. Kapitänfreund in den 60-er Jahren in Bremen viele Bunker: Das werden zur damaligen Zeit wohl fast ausschließlich Hochbunker irgendwelcher Art aus der Zeit von WK II gewesen sein, Die allerwenigsten davon dürften damals instandgesetzt und einsatzbereit gewesen sein.

Christoph hat eine Tabelle von 1981mit den Platzzahlen in den alten Bundesländern gebracht.. An dieser Liste ist sicher nichts dran auszusetzen, trotzdem sollte man berücksichtigen, dass in denZahlen sowohl solche für einen 14-tägigen Aufenthalt (bei "freier Kost und Logis") enthalten sind, als auch solche, die sich nur für einen eintägigen Aufenthalt eignen.

Ich will damit sagen, dass man Listen mit Schutzplatzangaben nur beschränkt vergleichen kann. Dieses gilt sowohl für die Zeit von WK II als auch für die Zeit des Kalten Krieges.

Der bloße Vergleich von Prozentangaben zwischen Flächenländern und Stadtstaaten ist sicher auch sehr kritisch zu sehen.

Fakt ist aber auch, dass weder während WK II noch Kalten Krieg annähernd genügend Schutzplätze für die Gesamtbevölkerung in den gefährdeten Luftschutzorten gab.

Die heutige Betrachtung einer Stadt und dann daraus ein Schluß auf die Zeit von WK II halte ich auch für unzulässig: in Städten, wie z.B. Berlin, Kiel und Wilhelmshaven gab es im WK II sehr viele Bunker unterschiedlichster Arten. Es sind aber von den Besatzern sehr viele Bunker gesprengt worden und inzwischen längst abgetragen. In Hamburg z.B. gab es auch viele Bunker, von den Besatzern sind aber nur wenige (und das waren dann auch meist kleine Anlagen) gesprengt und später abgetragen worden. Von der Zeit seit ca. 1990, wo nicht instandgesetzte Bunker nur noch dem allgemeinen Baurecht unterliegen, will ich garnicht reden.

Übrigens wird in etlichen Veröffentlichungen immer wieder geschrieben, dass Emden die am besten geschützte Stadt in WK II insofern war, als es dort für die ges. Bevolkerung Schutzplätze gab (bombensicher und / oder splittersicher und / oder trümmersicher ?).

Gruß
klaushh

[grisu1702 (†)]

Ich habe noch die Telefonnummern und die Ansprechpartner von 2005. Tour gefällig + lauschiger Strassenbahnfahrt

Andreas