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Marine-Sperrzeugamt Druhwald

Druhwald – das hört sich fast romantisch an, nach einem dunklen Wald mit Käuzchen und Wildschweinen im dichten Unterholz. Tatsächlich ist dieses Bild heute auch (wieder) gar nicht so weit von der Realität entfernt. Bis 1928 war das ausgedehnte Waldgebiet bei Steinbeck an der Luhe noch preußischer Staatsforst und gehörte zur Garlstorfer Forstverwaltung, danach wurde das Gelände im Zuge einer Gebietsreform dem Ort Steinbeck zugeschlagen. Während des Zweiten Weltkrieges ging es dann im Druhwald allerdings doch weitaus weniger beschaulich zu, als der Name es vermuten lässt.

 

In den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts begann der NS-Staat mit den Kriegsvorbereitungen und kaufte und pachtete zahlreiche Gelände im gesamten damaligen deutschen Reichsgebiet, um Rüstungsbetriebe darauf zu errichten. So wurde 1936 auch der Druhwald von der Marinewerft Wilhelmshaven gepachtet, einige Grundstücke aufgrund des "Reichsleistungsgesetzes" 1937 requiriert und bis einschließlich 1938 eine weitläufige Anlage errichtet. Hierzu wurde ein Teil der Straße zwischen Steinbeck und Hörpel gepflastert – für den kleinen Ort damals eine einschneidende Veränderung. In der Steinbecker Ortschronik heißt es für 1937: „Dafür aber haben um so mehr fremde Arbeitskräfte Zutritt erhalten, die in Baracken untergebracht worden sind, und tagtäglich schleppen Eisenbahn und Straßenschleppzüge schwerste Lasten den steilen Berg hinauf.“. Doch nicht nur der im Zuge der Bauarbeiten stark gestiegene Lastverkehr führte zu Klagen in der Bevölkerung, durch die Einzäunung des Druhwalds war ein beliebtes Beerensammelgebiet verloren gegangen – damals ein, wenn auch nur kleiner, Teil des Auskommens der Landbevölkerung.

Offiziell begann die Aufstellung eines Sperrzeugamtes der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven im Druhwald am 20. August 1937, am 1. März 1938 nahm das „Marine-Sperrzeugamt Druhwald“ den Betrieb auf. Seine Aufgabe bestand in der Befüllung, Montage und Lagerung von Bleikappen-, Ankertau- und Fernzünd-Seeminen, Wasserbomben und Sprengbojen für die deutsche Kriegsmarine. Zu diesem Zweck entstanden auf einer Fläche von rund 275 Hektar zahlreiche Gebäude, darunter 84 erdüberdeckte Minen- und Zünder-Bunker, sechs Fertigungswerkstätten, eine Schlosserei, eine Tischlerei, ein Verbrauchsstofflager, zwei Fahrzeugunterstände, zwei Verwaltungsgebäude mit Luftschutzkeller, eine Gemeinschaftsküche, zwei Wohlfahrtsgebäude, zwei Luftschutzbunker, eine Kasernenanlage, eine Wasserversorgungsanlage, eine Heizungsanlage und ein Verladebahnhof mit einer 220m langen Verladerampe. Die einzelnen Gebäude waren mit Versorgungsgräben verbunden, in denen Kabel und Rohre verliefen. Ein eigenes Telefonnetz hatte Steinbeck zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daher wurde die Dienststelle an das Soltauer Fernsprechnetz angeschlossen.

Gebäude im VerwaltungsbereichEhemalige Feinmechanik- und UhrmacherwerkstattEiner der Luftschutzräume der VerwaltungEin erhaltener LagerschuppenWartungsschacht für VersorgungsleitungenBecken mit unbekannter Funktion

Der arsenaleigene Fuhrpark bestand aus drei Omnibussen, zwei LKW, zwei PKW und drei Krädern. Auf dem weit verzeigten Netz der 600mm-Schmalspurbahn taten bis zu maximal sechs Diesel-Lokomotiven (davon mindestens vier vom Fabrikat Windhoff) Dienst, eine größere war am Verladebahnhof im Einsatz. Die Bewachung des gesamten Areals erfolgte durch eine vierzig Mann starke Landesschützen-Einheit, deren drei Pferde auf dem Hof des Landwirts Staake in Steinbeck untergebracht waren.

Gleisplan des Verladebahnhofs 1944

Reste des Verladebahnhofs Druhwald Reste des Verladebahnhofs DruhwaldReste des Verladebahnhofs Druhwald Bahndamm der 600mm-Schmalspurbahn im Gelände

Am Ortsrand Steinbecks wurde für die mittleren Dienstgrade eine Siedlung aus Doppelhäusern errichtet, die noch heute den Namen „Marinesiedlung“ trägt. Die vielen neuen Gesichter machten dem kleinen Ort damals wohl zunächst einige Sorgen, wie die Ortschronik berichtet: „Dieses Jahr [1938] sollte für Steinbeck ein entscheidendes werden. Die Marinewerft Wilhelmshaven erbaute für ihre Arbeiter, Handwerker und Waffenwarte auf dem östlichen Teil des zum Staakeschen Hofe gehörigen Krüzkamp eine aus 16 Wohnhäusern bestehende Siedlung, die sogenannte Marinesiedlung. Im Laufe des Jahres füllte sich dieselbe nach und nach mit Bewohnern, die zum Teil aus der Nachbarschaft, zum anderen Teil aber auch aus den Hafenstädten Wilhelmshaven, Kiel und Swinemünde kamen und die Zahl der Ortseinwohner von 240 auf 400 steigen ließ - für die kleine Dorfgemeinschaft war die Integration sicherlich eine Herausforderung.

WerksausweisDer Großteil der Mannschaftsdienstgrade und die Zivilabgestellten mussten sich allerdings, so weit sie nicht aus der Gegend stammten, selbst um eine Unterkunft kümmern. Etwa zweihundert Zivilbeschäftigte, meist von der Marinewerft dienstverpflichtet, arbeiteten im Sperrzeugamt Druhwald, Die Arbeit hier war nicht gerade beliebt - und das nicht ohne Grund: Vom Kontakt mit dem Sprengstoff TNT bekam man gelbe Haut und über kurz oder lang natürlich auch Gesundheitsschäden. Viele Arbeiter und Arbeiterinnen kamen aus Schneverdingen, von dort fuhren sie jeden Morgen per Zug nach Soltau, um dort in Busse umzusteigen, die sie dann zum Druhwald brachten. Später wurde auch auf dieser Stecke die Bahn eingesetzt, da die Busse wegen Benzinmangels häufig nicht mehr verkehrten. Bekamen die Arbeiter in Soltau keinen Anschluss, mußten sie die Strecke von rund zwanzig Kilometern zu Fuß bewältigen - auch im Winter. Nachdem auf einem dieser Eis- und Schneemärsche ein Schneverdinger Tischler an einem Herzschlag verstorben war, errichtete die Verwaltung des Sperrzeugamtes in der Nähe des Geländes Baracken für die Arbeiter, die aber wohl recht ungemütlich und kalt waren und deshalb auch kaum angenommen wurden. 1941 wollte man sogar Stallungen als Unterkünfte requirieren, was aber von der zuständigen Standortverwaltung Wesermünde abgelehnt wurde, da den Landwirten keine Ersatzstallungen zur Verfügung gestellt werden konnten.

Für den Kommandeur und einige andere Offiziere wurden durch die Firma Dümling, Bartels & Benien im etwa zwanzig Kilometer entfernten Soltau eigens einige Häuser errichtet (Winsener Str. 35, 37/39 und Buchhopsweg 19). Kommandeure des Druhwalds waren Korvetten-/Fregattenkapitän (W) Paul Hansen (20.08.1937 - 04.07.1939), Korvetten-/Fregattenkapitän (W) Karl Mahnken (04.07.1939 - 30.05.1942), Fregattenkapitän (W)/Kapitän zur See Willy Dorndeck (21.05.1942 - 10.09.1944) und Fregattenkapitän (W) Oskar Mostert (20.10.1944 - 20.04.1945). Ab 20. Juli 1943 führte die Anlage einen neuen Namen und hieß nun offiziell „Sperrwaffenarsenal Druhwald“.

Kommandantenhaus in Soltau (Winsener Str.)

Bis 1941 stiegen die Fertigungsmengen stetig an, zur weiteren Leistungssteigerung wurde das Personal spezialisiert und durch den technischen Betriebsleiter – angeblich nicht ohne Widerstände durch die zuständigen Fachoffiziere - das sogenannte „Refa-System“ eingeführt. Dieses, nach der „Reichsanstalt für Arbeitsverbesserung“ benannte System basiert auf der Idee der Leistungssteigerung durch Prozessorganisation und Arbeitsverbesserung – so unter anderem auch auf Fließbandarbeit. Das Marinesperrzeugamt Druhwald war damit der erste Munitionsfertigungsbetrieb in Deutschland, der nach diesem modernen Prinzip fertigte. Die neuen Arbeitsmethoden bewirkten, dass die Ausstoßmenge weiterhin wie gewünscht anstieg und der Betriebsleiter im Laufe der Jahre verschiedene andere Sperrwaffen-Betriebe besuchte, um diese von den im Druhwald gemachten Erfahrungen profitieren zu lassen. Der damalige Betriebsleiter erinnerte sich später an einige dieser Reisen:

Belobigungs-Urlunde„Vom 9.-11. März 44 war ich nach Neustadt beordert, zu der Firma Dietz und Sohn, Drahtseilwerke. Hier sollte ich erreichen, dass alle Arsenale nur noch mit Dipa-Seilen – ein Herstellungsverfahren der Firma Dietz – ausgerüstet würden. Meines Erachtens waren es die besten Ankertaue. Es traten wenig Versager an der Front auf und die Herstellung bzw. Fertigstellung der Waffe konnte um 15-20% schneller erfolgen. Am 23.April 44 reiste ich nach Heinschenwalde. Hier lag alles noch ziemlich weit zurück - im Verhältnis zu unserer Fertigung. Es kam mir vor, als würde am Tage meines Besuches zum ersten Mal überhaupt eine Mine hergerichtet. Keine zehn Minen brachte man hier an einem Arbeitstage fertig. Bei uns im Druhwald hingegen fertigten wir 100 - 110 Stück und dann auch noch mit weniger Personal als In Heinschenwalde zur Verfügung stand. Das Arbeitsklima war auch nicht besonders gut, jeder machte seinen Trott, ob Arbeiter, Soldat oder Vorgesetzter. Nach zwei Tagen Orientierung im Betrieb habe ich dann in der Offiziermesse in Anwesenheit aller Offiziere und Waffenwarte meine Meinung in dieser Richtung vorgetragen und weiterhin meine Vorschläge vorgetragen, wie man den Fertigungsbetrieb umstellen sollte. Auf Grund meiner Ausführungen, die ja mehr oder weniger eine Rüge für das Arsenal bedeuteten, habe ich das Arsenal ohne Freunde wieder verlassen, alles war natürlich eingeschnappt.“

Trotz der Erfolge blieb der Druhwald der einzige Herrichtungsbetrieb der Marine, in dem Minen im Fließbandverfahren hergerichtet wurden. Als Anerkennung wurde dem Arsenal am 1. Juni 1944 eine Urkunde ausgehändigt.

Spätestens ab 1944 wurden immer mehr arbeitsfähige Männer aus den Betrieben abgezogen und an die Front geschickt. Im Druhwald hatte man so auch mehr und mehr Mühe, die gewünschte Produktionsmenge mit den verbliebenen, häufig schon alten oder gebrechlichen Arbeitskräften noch zu erreichen. Wie damals in vielen Rüstungsfabriken, wurden nun auch hier männliche und weibliche Zivilarbeiter aus Polen, Russland, Holland, Frankreich, Belgien und Jugoslawien und möglicherweise auch Kriegsgefangene eingesetzt. Über ihre Zahl und den Ort der Unterbringung ist leider nichts bekannt.

Am 1. April 1945 erteilte die Sperrwaffeninspektion Conow fernmündlich den Befehl zur Sprengung der gesamten Anlage inklusive der kompletten Ausrüstung und des gesamten Lagerbestandes an Minen. Zunächst sollten alle Bunker gesprengt werden und der zuständige Offizier hatte vorgesehen, die vorhandenen Telefonleitungen als Zündleitungen zu nutzen. Ein Tag wurde festgelegt, die Bevölkerung alarmiert und mit den Sprengungen begonnen. Schon nach der zweiten Zündung musste auf herkömmliche Zündung mittels verzögernder Zündschnüre umgestellt werden – eine der Sprengungen hatte ein Erdkabel beschädigt und so die weiteren Zündungen über dieses verhindert. Acht bis zehn Tage dauerten die Sprengungen (die Quellen machen hier voneinander abweichende Angaben), die Explosionen waren damals selbst im fast  25km entfernten Soltau noch zu hören.

Das Marinesperrzeugamt Druhwald Mitte 1945 nach der Sprengung

Die Zufahrt zum Druhwald wurde auf der Druhwaldstraße mit drei hölzernen Panzersperren gesichert, die mit Volkssturm besetzt werden sollten, dann daher doch von Landesschützen und Marineangehörigen übernommen wurden. Das Sperrwaffenarsenal selbst verfügte zu diesem Zeitpunkt nach Angaben des damaligen Betriebsleiters noch über sechzig Gewehre und drei Maschinengewehre, zehn Kisten Munition (die aber angeblich nicht zu den Gewehren und MGs passte) und acht Handgranaten. Darüber hinaus waren alle Offiziere mit ihrer Pistole bewaffnet. Obwohl die Verteidigung der Anlage befohlen war, wäre diese natürlich vollkommen sinnlos gewesen.

Nachdem am 19. April der erste britische Panzerspähwagen gesichtet worden war, wurde vom Kommandanten der Anlage, Kapitän zur See Mostert, noch in der Nacht auf den 20.4.1945 eine Besprechung mit den Offizieren einberufen. Am nächsten Tag schickte ein britischer Major einen deutschen Zivilisten mit einem Zettel, auf dem die Besatzung des Druhwalds zur Kapitulation aufgefordert und andernfalls mit dem Einsatz von Flammenwerfern gedroht wurde. Mostert entschloss sich, die Anlage kampflos zu übergeben, um sinnlose Opfer zu vermeiden. Die Besatzung der Panzersperren ergab sich zuerst, gegen Mittag ergab sich dann auch das Sperrwaffenarsenal den Briten. Die Gefangennahme der Offiziere fand mitten in Steinbeck auf dem Hof Staake statt. Die Besatzung des Druhwalds wurde sehr anständig behandelt und mit ihren eigenen Wagen in Gefangenschaft gefahren. Kommandant Mostert erhielt sogar noch die Erlaubnis, sich von seiner Frau zu verabschieden, die in einem britischen Wagen herbeigeholt wurde.

Ein Bombenangriff auf die Anlage ist während des Krieges nie erfolgt. Wie bei vielen anderen, nicht bombardierten militärischen Anlagen kursierten auch zum Druhwald allerlei Gerüchte: Die Alliierten hätten die Anlage nicht gekannt und wären furchtbar überrascht gewesen, sie nach dem Krieg zu finden. Selbst in Großbritannien kursierten solche Geschichten, eine davon wurde 1948 sogar im Rahmen eines Artikels in der „Naval Review“ abgedruckt. Ein britischer Offizier schrieb damals:

„Einer unserer Offiziere sammelte mit großer Leidenschaft Informationen über deute Marine-Arsenale und las eines Tages ein erbeutetes Dokument, das sich mit technischen Details bestimmter Minen befasste. Dabei stolperte er in der Liste der Empfänger über das Sperrwaffenarsenal Druhwald, von dem er noch nie gehört hatte. Da der Name in keinem Ortsverzeichnis auftauchte, veranlasste er das Verhör einiger deutscher Kriegsgefangener, ohne aber etwas zum Druhwald zu erfahren. Schließlich durchsuchte er die Kartenblätter 1:100.000 von Norddeutschland und hoffte, einen Wald mit dem gesuchten Namen zu finden. Zehn Tage später hatte er einen Druhwald in der Lüneburger Heide, nicht weit von Soltau, gefunden. Die Royal Air Force flog eine Aufklärungsmission und kehrte mit einem Foto voller Bäume und einem negativen Ergebnis zurück. Der Offizier blieb unbefriedigt und schnappte sich an seinem ersten freien Wochenende in Deutschland einen Jeep, um selber nachzusehen. ‚Nun,’ fragte ich ihn, ‚ist Dein Minendepot da?’. ‚Nein, ist es nicht.’, sagte er und fügte hinzu ‚Zumindest jetzt nicht mehr. Die Deutschen haben die ganze Anlage auf Befehl Berlins am 8. April in die Luft gejagt.’.“

Obwohl die Tarnung tatsächlich fast perfekt und die Bunker aus der Luft kaum zu erkennen waren, wussten zumindest die Briten doch von ihrer Existenz - dies belegen britische Militär-Unterlagen aus dem Nationalarchiv in London/Kew.

Nach der Übernahme der Anlage durch die Briten blieben drei britische Wachposten für einige Zeit, um Plünderungen zu verhindern, bis sie überzeugt waren, die Zivilbevölkerung könne selbst für Ruhe und Ordnung sorgen. Nach ihrem Abzug "versorgten" sich sowohl ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene als auch die deutsche Bevölkerung in den stehengebliebenen Verwaltungs- und Werkstattgebäuden mit allerlei Material und Altmetall. Selbst Türen, Fenster, Schalter und Steckdosen verschwanden innerhalb kürzester Zeit. Das zum Abdichten der Minen und Wasserbomben benutzte Wachs diente in den umliegenden Orten noch lange als Bohnerwachs. Die Gleise der Werksbahn wurden schließlich von den Firmen W. Ludwig (Hamburg) und H. Render (Wesselbüren) aufgenommen und ins damalige Jugoslawien verkauft. Die verbliebenen Bunkerreste wurden später zum großen Teil von den Alliierten zerstört und durch beauftragte Einschlagunternehmen fast der gesamte Waldbestand abgeholzt, die Baumstämme als Reparationszahlung nach Großbritannien verschifft.

Der abgeholzte Druhwald 1949

Die Verwaltungs- und Werkstattgebäude wurden Anfang 1946 unter der Federführung der Alliierten Militärregierung als Lager für jugendliche "DPs" - displaced persons (durch die Kriegswirren heimatlos gewordene oder verschleppte Kinder und Jugendliche) genutzt. Im September 1948 wurde von der Arbeiterwohlfahrt in den Gebäuden das "Jugendwerk Druhwald" aufgebaut, in dem heimatlose Jugendliche Gelegenheit zur Ausbildung in verschiedenen handwerklichen Berufen erhalten sollten. Bis etwa 1951 diente der Druhwald fast ausschließlich zur Unterbringung heimatloser Jugendlicher, wurde danach aber in zunehmendem Maße von zahlreichen Jugendämtern zur Unterbringung schwer erziehbarer oder entwicklungsgestörter Jugendlicher genutzt. Mitte 1961 wurde die Einrichtung von der Stadt Berlin (Bezirksamt Wedding) übernommen und bis in die neunziger Jahre hinein als Heim für schwer erziehbare Jugendliche betrieben. Hier gab es Werkstätten für Maler, Tischler und Maurer, in denen die Jugendlichen eine Lehre absolvieren konnten. Im Laufe der Zeit wurden einige Gebäude umgebaut oder erweitert und einige neue kamen hinzu. 1970 wurde das Gelände vom Land Niedersachsen erkundet und als Kandidat für die Einrichtung eines Hilfskrankenhauses für den Kriegsfall erfasst.

Jugendwerk Druhwald - Ansichtskarte 1966Jugendwerk Druhwald - Ansichtskarte 1975

Ein Gebäude im ehemaligen Munitionsbunkerbereich ist noch erhalten und wird heute als Schuppen genutzt. An der Vorderseite ist noch deutlich die Rampe erkennbar, an der früher die Gleise der Werksbahn vorbei liefen. Auch zwei Luftschutzräume des Verwaltungsbereiches wurden nicht gesprengt, da man fürchtete, die noch als Wohnraum nutzbaren Gebäude könnten hierbei Schaden nehmen. Heute sind diese Bunker zugemauert und als Winterquartier für Fledermäuse vorgesehen. Die Verwaltungs- und Wohnbauten werden zum größten Teil von einer Religionsgemeinschaft, zum kleineren Teil privat genutzt.

Quellen (Auszug):
- Garnisonsgeschichte der Stadt Soltau 1913-1945, Willy Klapproth
- Kriegschronik 1945 der Stadt Soltau und Umgebung, Willy Klapproth
- The Royal Navy and German Naval Disarmament 1942-1947, Chris Madssen
- Ortschronik Steinbeck, A.Bockelmann
- Das bittere Ende zwischen Weser und Elbe, Ulrich Saft
- Lieferverzeichnis Firma Windhoff (via Peter Ziegenfuss)
- Nds. Hauptstaatsarchiv, Nds.120 Lüneburg 15/86
- Kreisarchiv Soltau-Fallingbostel, Bestand SOL-48
- Ortsarchiv Brochdorf, Aktenbestand Luftschutz
- Public Record Office/TNA, ADM 228/1 , FO 1032/1014, FO 1036/28
- DEMCO-Report 21.4.1949
- Chronik der Arbeiterwohlfahrt
- When the Rough Breaks, Naval Review, Februar 1948
- Lebenserinnerungen des ehem. Betriebsleiters W. (unveröffentlicht)
- OHE-Webseite von Klaus-Dieter Tröger http://www.kdtroeger.de/
- Zeitzeugenaussagen
- eigene Recherchen

Tags: Depot, Marine, U-Boot