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Grenzsteinlinie Hannover-Preußen 1837 von Wiedensahl bis Bad Laer

 Die Grenze zwischen Preußen und Hannover von 1837? Längst vergessen, sollte man denken. Aber weit gefehlt – sie bildet nicht nur abschnittsweise noch heute die Grenze zwischen Bundesländern, sondern zeigt sich entlang dieser immer noch ganz unerwartet in Form historischer Grenzsteine. Jörg Feldmann hat sich auf eine Spurensuche nach diesen fast vergessenen Relikten gemacht.

Diese Grenzsteinlinie liegt südlich des mittleren Niedersachsens, ungefähr im Raum Osnabrück-Minden, und zieht sich etwa über eine Strecke von ca. 200 km hin. Im Nordosten am rechten Weserufer beginnend, mit dem ersten Stein in der Gemarkung Raderhorst-Wiedensahl, an der Schaumburger Landwehr gelegen, über den Nordpunkt von Nordrhein-Westfalen fast bis zum ehemaligen Dreiländereck bei Bad Laer-Versmold. Im Laufe dieser Strecke vollzieht die teilweise immer noch vom Verlauf her gültige Grenzlinie als Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die markantesten Richtungsänderungen, wie z.B. von Nord auf Süd oder von Ost nach West schwenkend.

Übersicht über den Verlauf der Grenzlinie von 1837Detail neuer Endpunkt und Dreiländerpunkt

Die Steine wurden 1837 nach einem Staatsvertrag zwischen den Königreichen Hannover und Preußen, mit dem Zweck der genauen Festlegung der Hoheitsgrenzen und weiterer Abmarkungen, errichtet „unter des Grundsatzes möglichst der Grenze der Grenzen der Privatbesitzungen folgen zu lassen“. Bis dahin war ein genauer Verlauf also nur den direkten Anliegern bekannt. Es gab 1837 sogar noch ungeteilte „Marken und Gemeinheiten“ die  „unter Berücksichtigung der Konvenienz der beiderseitigen Landesherrschaften“ geteilt werden sollten, wie z. B. in Preußisch Ströhen.

Teilweise wurde die Grenzlinie nachträglich, wie nördlich Wiedensahl, oder bei Rödinghausen, sogar bis in die jüngste Vergangenheit, wie z.B. beim ehemaligen Tanklager Preußisch Oldendorf, geändert, hat aber ansonsten immer noch im Großen und Ganzem Gültigkeit. Manchmal zeichnet sie immer noch den alten Verlauf eines Baches nach, wie z.B. an der Wickriede, obwohl dieser schon vor vielen Jahren begradigt wurde. Mit der Annektierung des Königreichs Hannover durch Preußen 1866, (der König Georg V. musste abdanken), verloren die Grenzmarkierungen ihren eigentlichen Zweck.

Als Bodendenkmale stehen diese sandsteinernen Monumente unter Denkmalsschutz, sofern sie den Denkmalämtern bekannt sind. Für die heutigen Grenzen haben die historischen Steine offiziell keine Gültigkeit mehr. Wem sie gehören ? Laut weiterer Aussage des niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege ist es in diesem Falle unklar, ob Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen Eigentümer ist. Dies müßte wohl ein Jurist klären. Wahrscheinlich sind beide Länder zuständig.

Grenzverträge

Der Wiener Kongress  (1814 bis 1815) legte nach der Niederlage von Napoleon die Grenzen in Europa neu fest, und war somit  entscheidend für die Versteinung der Grenze zwischen Hannover und Preußen.  Zwei Grenzverträge vom 29. Mai und 13. September 1815 und der darauffolgende Staatsvertrag vom 25. November 1837 regelten für die vereinbarte Hoheitslinie eine genaue Abgrenzung auf gemeinschaftliche Kosten.

Die Landesvermessung war in der Anfangsphase, ein Grund dafür, dass es seine Zeit (1815-1837) gebraucht hat von den ersten Besprechungen bis zum tatsächlichen Setzen der Grenzsteine. Die erste Vermessung Preußens fand zwischen 1830 und 1865 statt, während Kurhannover schon seit 1764 dabei war.  Als der Staatsvertrag aufgestellt wurde,  existierte noch keine Karte von diesem Gebiet. Vermessung und Kartenerstellung werden  im Vertrag verordnet.

Es wird nicht nur genau beschrieben, wie groß die Grenzsteine sein sollten, wie tief sie in die Erde zu setzen waren und wie die Inschriften an beiden Seiten auszusehen hatten, sondern  auch  an welchen Punkten sie aufzustellen waren,  und dass die Grenze möglichst den Privatgrenzen zu folgen hatte. Außerdem wird beschrieben, wie die Beaufsichtigung und Revision der Grenze erfolgen sollte, -alle fünf Jahre sollte ein sog. „Schnatgang“  zur Kontrolle durchgeführt werden-,  und welche Strafen für  das Beschädigen oder Versetzen von Grenzsteinen vorgesehen waren.  Aber auch viele andere Sachen die Grenze betreffend werden in dem Vertrag geregelt. Bestimmungen über alles Mögliche, von Grundsteuererhebungsrechten und Zöllen, über Handhabung der Justiz- und Polizeigewalt auf von beiden Ländern benutzten Chausseen, und die  landesherrlichen Jagd- und Fischereirechte bis zur Übernahme von Gebäuden durch die zuständigen Brandkassen  in wechselseitig abgetretenen Gebietsteilen u.v.a.m.

Im Staatsvertrag wird außerdem auf eine Beschreibung der geplanten Hoheitsgrenze Bezug genommen, ohne dass  sie  mit abgedruckt ist. Erst nach dem Setzen der Grenzsteine konnte  sie von den damaligen Staatsbeamten erstellt werden. Diese Grenzbeschreibung wurde 1845 veröffentlicht, gedruckt von der noch bestehenden Fa. J.C.C. Bruns aus Minden.
Es ist ein Dokument von stolzen 117  Seiten, das zwar nicht immer leicht zu deuten ist,  auf Grund einiger veralteter Namen von Grundstückseigentümern, aber  trotzdem manchmal hilfreich sein kann. 

Verwitterte Grenzsteine, die in der Inschrift unleserlich geworden sind, konnten zum Beispiel dank der Grenzbeschreibung  nachträglich richtig nummeriert  werden, was oft wieder Schlussfolgerungen auf ursprüngliche Standorte von weiteren Grenzsteinen zuließ. Auch erwähnt die Grenzbeschreibung fremde, meist  ältere Hoheitssteine (z. B. von 1557 und 1629), die, mit einer Ausnahme, in der fortlaufenden Nummerierung aber nicht mitgezählt wurden.
Beschreibungen wie nachfolgende z.B. ermöglichten es, unbekannte Grenzstein(standort)e  zu lokalisieren. "Von dem Grenzsteine Nro. 400 geht die Hoheitsgrenze südöstlich in einer geraden Linie von 319 Ruthen über den Nonnensteins Bergrücken hinüber (…)  zieht zuerst die Grenze vom Grenzstein Nro. 400, 61 Ruthen 9 1/2 Fuß bergabwärts in einer vom Bergwasser ausgerissene Niederung (…) führt hierauf anfangs stark steigend wieder 65 5/10 Ruthen bergaufwärts zum Grenzsteine Nro. 401.“

So genau wie in diesem Beispiel werden die Abstände zwischen den Steinen aber längst nicht immer beschrieben, wobei eine Rheinländische Rute mit 3,76m und ein Fuß mit 31,3 cm übereinkommt. Richtungsänderungen wie „südöstlich“  und Terrainbeschreibungen wie „bergabwärts“ finden sich aber oft und können schon sehr aufschlussreich sein.

Beschreibung

GrenzbeschreibungDie Grenzsteine wurden aus Sandstein gehauen, ein Material, das sich leicht bearbeiten lässt, und auch in direkter Nähe verfügbar war (z.B. Osning-Sandstein, Oberkirchener Sandstein). Manche Exemplare sind nur wenig verwittert, andere sind in den Inschriften unlesbar. Der Frost hat über die vergangenen 175 Jahre auch so manchen Stein zersplittern lassen, aber auch die Bauern mit ihrem landwirtschaftlichen Gerät haben bis heute das ihre getan. Die Steine wurden auch gerne als Unterlage beim Schärfen der Sensen benutzt, was sogar zu direkten lokalen Verboten zum Schutz dieser Steine führte. Und was Luftverschmutzung und saurer Regen verursacht haben, mag dahingestellt bleiben. Manchmal fallen ganze Platten vom Stein ab, ähnlich wie bei alten Kirchenbauten.

Der Staatsvertrag von 1837 verordnete die Anfertigung von Grenzsteinen in zwei verschiedenen Größen, sowie das gemeinschaftliche Ausheben und Aufwerfen von Grenzgräben und Grenzwällen „damit der Grenzverlauf in entsprechender Weise so kennbar als möglich gemacht werde.“

Die größeren Ausführungen der Grenzsteine (ca. B45xT30xH100cm) sollten laut Staatsvertrag „auf allen vorzüglich zu bemerkenden Grenzpunkten, nämlich solchen, welche der Grenzlinie eine Hauptrichtung geben“, gesetzt werden  (ca.250-300kg).
 
Die kleineren Ausführungen (ca. B35xT20xH60) sollten „auf den nicht besonders sich auszeichnenden Grenzpunkten als Zwischengrenzsteine in angemessenen Entfernungen eingesetzt werden, um die fortlaufende zweifelsfreie Richtung der Grenze zu bezeichnen“ (ca.200kg). Jeweils sichtbare Abmaße, mal mit halbkreisrundem, mal mit kreissegmentförmigem Abschluß.

Sie sind auf Hannoveraner Seite mit „H“ und darunter „1837“, und auf Preußischer Seite mit „P“ und fortlaufender Nummer von „1“ bei Wiedensahl/Raderhorst bis „590“ bei Bad Laer/Versmold beschriftet. Die Jahreszahl findet sich immer auf der H-Seite (streckenweise auch auf beiden Seiten), die eingearbeitete laufende Nummerierung immer auf der P-Seite. Die Inschrift „No.“ geht der Nummernzahl voraus. Diese unterschiedlich ausgeführten Meißelarbeiten lassen auf den Einsatz verschiedener lokaler Steinmetz-Werkstätten schließen.

Manche Schreibfehler gibt es, es wurde z.B. versucht, aus einem H ein P zu machen, oder umgekehrt, spiegelverkehrte Inschriften bei „P“ oder „6“, „9“ kommen auch vor. Dadurch ergeben sich manche Rätsel für den heimatkundlichen Forscher wenn z.B. ein „H“ und ein „P“ übereinander eingearbeitet wurden. Man bedenke aber,  dass die Grenzsteine damals auch von des Lesens und des Schreibens unkundigen Menschen hergestellt wurden.
Rätselhaft ist zum Beispiel auch,  dass zwei Grenzsteine mit der No.354 gefunden wurden. Diese Doppelgänger stehen einmal am ursprünglichen Standort, und auf einem Privatgrundstück in Stemwede. Laut Grenzbeschreibung gab es  aber zwischen No.353 und No.354 einen unbeschlagenen Grenzstein, der also  später ebenfalls die No.354 eingeschlagen bekam, wahrscheinlich ohne dass der betreffende Steinmetz ahnte, dass er ein Rätsel für die Nachwelt schuf, das erst mit einem Dokument aus 1845 gelöst werden konnte. 

Weiterhin gibt es einige Grenzsteine, die zwar auf der Grenze stehen, aber nicht in die Nummerreihenfolge passen, also nicht mehr  an ihrem ursprünglichen Standort stehen. Aus irgendeinem Grund müssen  sie später umgesetzt  oder falsch eingesetzt worden sein. Auch kann man einige wenige Ersatzsteine antreffen, die sich durch eine abweichende Form oder auch Jahreszahl unterscheiden.

Die Grenzsteine sind zwar durchgehend nummeriert, jedoch wurden ausnahmsweise auch fremde Steine in die Zahlenreihe mit einbezogen. Beispiel wäre hier ein umgeschlagener Schwedenstein aus 1629, Nähe Stemweder Berg, so genannt nach den im 30-jährigen Krieg (1618-1648) aktiven Schwedenkönig Gustav Adolf. Dieser trägt auf der einen Seite das Wappen des Hauses Braunschweig-Lüneburg, auf der anderen das Wappen des Bistums Minden.  Auf Minder Seite wurde 208 Jahre später die fortlaufende Nummer 316 eingeschlagen. Damit ist er vielleicht der älteste Grenzstein, der ausnahmsweise in die Hoheitslinie von 1837 aufgenommen wurde.

Die Grenzsteine wurden in verschiedenen Zuständen vorgefunden:

Für das Alter normal entsprechend, was immer man sich darunter vorstellen mag, dann wiederum fast neuwertig, aber auch Teile abgesplittert, völlig vermoost, schief, abgesplittert, im Sumpf zur Seite geneigt, ausgegraben und an Scheune gelehnt, ausgegraben und als Torpfosten benutzt, halb versunken, mit davor gepflanzten Blumen, umgefallen, abgebrochen durch Kyrill, wackelig im Schilf, durch Frost völlig zersplittert, mitten im Bach oder am Bach, nur in Bruchstücken, als Halter für Weidezaundraht oder Wanderwegzeichen, mit Hausnummer versehen, halb oder fast ganz  von Bäumen umwachsen, umgebaut zum Springbrunnen oder als Gipfelzeichen mit Einschusslöchern, siehe auf dem Hankenüll im Teutoburger Wald. Sie sind teilweise oben auf dem „Kopf“ auch mit weiteren Markierungen wie Rillen oder Kreuzen zur Landesvermessung versehen. Manchmal übliche Grenzstein-Zeugen unterhalb des Grenzsteins wurden nicht nachgewiesen, diese wurden auch nicht versucht zu finden.

No.1 direkt an der alten Schaumburger Landwehr bei Wiedensahl No.21 (hinten) u. No.22 (vorne), zwei Steine auf einem Bild, nördlich Wiedensahl Nummer 37Nummer 37Nordpunkt NRW: In der Mitte des Bildes No.221, original stand hier No.223. Idylle am Nordrand des Stemweder Berges mit No.261. No.263: Mitten im tiefsten Gebüsch ein Schreibfehler: Soll es jetzt „H“ oder „P“ darstellen?Nummer 316 - Vorderseite Nummer 316 - RückseiteNummer 354 - das OriginalNummer 354 - der DoppelgängerEs gibt noch mehr Grenzstein-Liebhaber, hier No.359 mit Blumen bei Wimmerheide.Nummer 363, eingebettet in eine BrückenmauerBei Dahlinghausen: Der Reifen liegt schon länger auf No.386, sollte er vor Gleisbau- Maschinen schützen? No.415 bei Buer: Schöne Buchstaben in buntem Sandstein Wahrscheinlich steht hier No.452, die No. ist fast nicht zu lesen, am Staukanal der Martmühle an der Warmenau. Wo mag diese No.455 früher an der Niedermühle bei Neuenkirchen gestanden haben ? Grenzstein No.489 am Grenzbach, auch bei Neuenkirchen/Melle Grundstückseinfahrt mit No.500 in Winkelshütten. Einsam im Wald, diese No.502 bekommt selten einen Menschen zu sehen! Prachtexemplar No.506 am Neuenkirchener Berg. ... aus der Ferne ...507 aus der Nähe es ist No.507, weil es der Nachbarstein von No.506 ist. Der höchste Punkt der Grenzlinie auf dem Hankenüll mit No.539, 307m hoch.Im Sommer mit Bewuchs würde man No.576 nicht entdecken! No.578 am Rande eines alten Teiches bei Bad Rothenfelde. Heute Teil eines Zierbrunnens: Nummer 590Das verlängerte Ende der Grenzlinie von 1837 am Dreiländereck bei Bad Laer mit unleserlicher No.

Allgemeines

Die fortlaufende Nummerierung hilft natürlich bei der Recherche nach diesen stummen Zeugen der Vergangenheit. Sie lässt Rückschlüsse auf fehlende Steine zu. Nach einer Begehung fast der ganzen Grenzlinie und dem Auffinden einer gewissen Zahl von Grenzsteinen, lässt sich abschätzen, dass deutlich weniger als die  Hälfte der ursprünglich gesetzten Steine noch vorhanden sind.

Über die ganze Linie wurden  per Zufall und dank Auskunft von Heimatpflegern und andere Orts-Geschichtskundigen, sowie eines Aufrufes in den regionalen Zeitungen, etwa 20  Grenzsteine, die nicht mehr am originalen Standort auffindbar waren, auf Privatgrundstücken und auf kommunalen Standorten wiedergefunden.

Und wo sind sie geblieben, die vielen übrigen Grenzsteine, die verschwunden sind?  Hier folgen einige Beispiele, die in Erfahrung gebracht werden konnten:  als Sitzbank im Garten, am Strassenrand verschüttet, als   Blickpunkt im Vorgarten, als Zierde an eine Hausmauer gelehnt oder im Blumenbeet, manch anderer ist vielleicht im Fundament eines neu errichteten Hauses verschwunden oder auch nur so in einen Graben gerutscht, oder nach Strassenumbauarbeiten auf dem Bauhof gelagert und vergessen, im Bach stehend umgefallen und überschwemmt worden, oder einfach im Moor versunken, und des öfteren werden die kleineren Steine vom Bauern untergepflügt worden sein, andere stehen vielleicht unerkannt im Heimatmuseum.

Bauern, Straßenbaumaßnahmen, Souvenirjäger, umstürzende Bäume, steinverarbeitende Betriebe, aber auch sumpfiger Untergrund usw. haben also dem Bestand Lücken zugefügt. So mußte vor kurzem leider auch der Verlust eines Steines im Wiehengebirge durch Baggerarbeiten festgestellt werden. Der Steinabdruck im Bachufer war noch gut zu erkennen…

Häufigstes und lückenloses Vorkommen ist meistens in einsamen „Grenzwäldern“ gewährleistet, zum Beispiel wurden im Teutoburger Wald schon Serien bis 12 Stück durchlaufend nummeriert gefunden, plus dazwischen stehenden weiteren Ravensberger Grenzsteinen von 1783. Hierbei fallen in diesen Wäldern immer wieder auch die oben schon erwähnten Gräben und Wälle auf, die den Grenzverlauf darstellen.

Entlang relativ neu begradigter Bachläufe, wie die Warmenau, ist es eher unwahrscheinlich, einen dieser alten Grenzsteine zu finden, da hier sowohl dem neuen Bachlauf, als auch den folgenden Flurbereinigungsmaßnahmen etliche Steine zum Opfer gefallen sind. Dort stehen sie aber auch wesentlich weiter auseinander, da der Bach ja schon die Grenze bildet. Gleichermaßen dienen alte Entwässerungsbäche über lange Kilometer als Grenzverlauf, z. B. im Oppenweher Moor oder der Grenzkanal bei Bohmte.

Auch an anderen Begebenheiten kann man merken, dass man sich in der Nähe einer Grenze aufhält. Einmal gehen gut ausgebaute Straßen in kleinere weniger gut ausgebaute bzw. unbefestigte Wege über, oder im Niveau und Bauprofil angepasste Waldwege enden an der Landesgrenze im Nichts. Manchmal verhindert auch eine Schranke mitten im Wald z. B. Fahrzeuge daran, über die Grenze in ein anderes Waldstück zu wechseln.

Zufahrten zu Gehöften nehmen Umwege in Kauf, nur um die Grenze nicht zu kreuzen. Überhaupt gibt es in Grenznähe mehr parallel verlaufende als kreuzende Wege. Auffällig ist auch die Namensgebung in Grenznähe, wie „An der Nordgrenze“, „Grenzbach“, „Zur Landesgrenze“, „Grenzweg“, „Zum Dreiländereck“, „Schnat“,  „Zum Grenzweg“ u.a. Und der Name einer jeden grenzkreuzenden Straße ändert sich natürlich auch.

Besonderheiten

Schaumburger Landwehr, hier nördlich des Schaumburger Waldes, steht die No.1 in der Gemarkung zwischen Wiedensahl und Raderhorst am Wall der Schaumburger Landwehr, Höhe 52,5m.

Schlüsselburg/Weser, hier kreuzt die Grenze die Weser, die streckenweise selbst die Grenze bildet,  tiefster Punkt der Grenzlinie, 27m über NN. Am Weserufer wurden drei Grenzsteine vorgefunden. Laut Grenzbeschreibung gab es sogar eine sogenannte doppelt versteinte Stelle bei den Dörfern Ilvese und Buchholz. Hier haben beidseits der Weser No.75 und No.76 einander direkt gegenüber gestanden.

Nordpunkt NRW, Höhe 37,5m, als touristisches Ziel ausgebauter Nordpunkt von NRW, der hier aufgestellte Stein No.221 wurde jahrelang auf einem Bauernhof als Treppenstufe vorm Stall benutzt, bis man ihn bei Umbauarbeiten wiederentdeckte, nachbearbeiten und am Nordpunkt aufstellen ließ.  Reste des originalen No.223 sollen hier auch noch zu finden sein.

Stemweder Berg, mit hoher Grenzsteindichte, hier liegen auch das preußische und das hannoversche Berghaus,  früher beliebte Gasthäuser, größte Höhe über NN: 156m, Standort von No.257 bis No.301, hier konnten allein über 30 Steine bei nur einmaliger Begehung nachgewiesen werden.

Stemwede,  auf einem Privatgrundstück wurde einen Grenzstein mit der No.340 B wiedergefunden.  Laut Grenzbeschreibung gab es hier  zwei doppelt versteinte Stellen an der B51 zwischen Dielingen und Drohne, als solche gekennzeichnet durch die Buchstaben A & B, hinter der fortlaufenden Nummer. An dieser an Hannover abgetretenen Chausseestrecke standen beiderseits der Straße  die Grenzsteine  324 A und B, sowie  340 A  und B einander direkt gegenüber.

Ehemaliges Lufttanklager Preußisch Oldendorf, die Grenzlinie kreuzt im Westen das Gelände, in der Nähe No.386 und No.390, größte Höhe im Wiehengebirge 211m.

Warmenau, von alters her Grenzgewässer zwischen Fürstbistum Osnabrück und Grafschaft Minden-Ravensberg, Standort von No.449 über No.453 u. a. bis wahrscheinlich No.457 (nicht nachgewiesen).

Hankenüll, 307m hoch, höchster Punkt des Grenzverlaufs, hier kreuzt die Grenze den Höhenzug des Teutoburger Waldes und folgt ihm auf dem Kammweg für 1,3km, Standort von No.533, No.538 und No.539 auf dem Hankenüll.

Alte Poststrasse, heutige L100/L786 von Bad Laer nach Versmold, hier stand der alte  Grenzstein von 1828 „H - P XII“ (nicht mehr vorzufinden), 400m östlich endete im Nordosten nach neuen Erkenntnissen aus der Grenzbeschreibung die Linie von 1837 bei No.590, der von seinem Standort auf dem freien Felde leider auch verschwunden ist, aber wiedergefunden wurde. 125m nördlich liegt der  Tri -Punkt, wo schon von alters her die Grenzen von Laer und Rothenfelde auf die Grenzlinie von 1837 gestoßen sind.

ehemaliges Dreiländereck Bad Laer, Höhe 71m, hier trafen sich früher Bistum Osnabrück, Bistum Münster und Grafschaft Ravensberg. Und auch einige Schmuggler, denn die Gegend war einsam und weitläufig. Ohne Grenzbeschreibung schien hier die Grenzstein-Serie von 1837 zu enden. Aber von der alten Postrasse bis hierher sind bereits vorhandene Grenzsteine (diese Steine tragen alle die Jahreszahl 1827 plus einer älteren „H“-Darstellung) mit neuen, leider unleserlichen Nummer versehen worden. Die Linie endete offiziell bei No.590.

Richtung niederländische Grenze, also Richtung Westen, führt eine mit römischen Ziffern markierte Serie, sowie dazwischen platzierte Steine mit arabischen Ziffern von 1827/1828 die Grenzlinie zwischen Hannover und Preußen, bzw. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen weiter fort.

Quellen
- http://www.koenigreich-hannover.de
- http://www.kreuzstein.eu
- http://www.hoeckmann.de/geschichte/mindenkarte
- http://www.tim-online.nrw.de
- http://www.lverma.nrw.de/nrw/NRW_Daten.htm
- http://www.am-center.de/html/body_grenzsteine
- http://www.eberhard-gutberlett.de
- http://www.speukenkieker.de/nordpunkt
- http://www.bielefeld.de/de/si/geschichte/hry/grst/
- http://www.schaumburgerlandschaft.de/spurensuche
- http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de
- http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Landesaufnahme
- http://de.wikipedia.org/wiki/Kurhannoversche_Landesaufnahme
- http://de.wikipedia.org/wiki/Stemweder_Berg#Bauwerke
- Landkreis Verden Navigator - preußische Neuaufnahme von 1877
- Info von der Bezirks-Regierung Köln
- Info vom niedersächsischem Landesamt für Denkmalpflege
- D. & K. Thorwesten, Die alten Grenzsteine der preußisch-lippischen Grenze in der Senne
- N. Philippi, Grenzsteine in Deutschland
- G. Vollbrecht, Alte Grenzsteine
- Staatsvertrag Hannover-Preußen1837 in: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten No.4 (No.1864) Berlin, 15. 2. 1838
- Grenzbeschreibung Hannover-Preußen in: Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung Minden, 20. 8. 1845
- geschichtsspuren-Forum: https://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=11255

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