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GSSD-Abhöranlage Diesdorf/Bergmoor

Ein nicht alltägliches Objekt befand sich bei Bergmoor in der Nähe von Diesdorf in Sachsen-Anhalt, nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt. Praktisch "gegenüber" von Wittingen, auf einer für die Tiefebene doch recht ansehnlichen Höhe von 108 Meter gelegen, befand sich hier eine Abhöranlage der sowjetischen Streitkräfte. Einige Kilometer entfernt unterhielt, südlich des Ortes, unterhielt die NVA eine entsprechende Stellung für mobile Einsätze (wahrscheinlich Objekt 07/265). Bereits 1967 besetzten sowjetische Truppen den bereits vorher mehrfach mobil genutzten Schwabenberg permanent, die Grundstückseigentümer hatten fortan keinen Zutritt mehr. Meist im Schutz der Dunkelheit begannen russische Pioniereinheiten mit der Errichtung einer ortsfesten Abhörstation.

Rund 500 sowjetische Soldaten taten in Spitzenzeiten auf dem Gelände ihren Dienst - die meisten von ihnen Sommer wie Winter in Zelten. Lediglich für vierzig Offiziere und 150 Mannschaftsdienstgrade waren feste Unterkünfte vorhanden., zusätzlich gab es Gebäude für technische- und Versorgungsanlagen, die Küche und Kantine, einen kleinen Laden und ein eigenes Kino. Geheizt wurde hier mit Kohle, die über die nahegelegene Bahn herangeschafft und von Hand entladen wurde. Glaubt man den Erzählungen der Zeitzeugen, dann war warmes Wasser oder gar Duschen hier reiner Luxus. Wie auf vielen Anlagen der GSSD üblich, verfügte auch diese über eine eigene, kleine Schweinehaltung, in der die Entsorgung der Küchenabfälle ökonomisch in neue Energie umgesetzt wurde.

Der Turm 1995Unterkunft mit Tarnanstrichsowjetische Antennen, 1982HeizhausHofbereichKinosaalStallFernwärmeUnterkunftsgebäudeWerkstattbereichWacheWandmosaikKurz nach Grenzöffnung: Die letzten LKWKurz nach Grenzöffnung: GeneratorenraumKurz nach Grenzöffnung: Der Turm

Die technische Einrichtungen wurden vertragsgemäß bis Ende Juni 1991 abgebaut und nach Wladiwostok verbracht. Am 30. August 1991 gegen Mittag verließ der letzte russische Soldat die Station am Schwabenberg für immer. Da das Areal nach dem Abzug der Roten Armee im Herbst 1991 immer wieder von Vandalen und "Touristen" heimgesucht wurde, verfiel die gesamte Liegenschaft zusehends und wurde langsam zur Gefahr für Personen und Umwelt. Als schon fast nur noch Ruinen übrig waren und eines Tages auch noch die Flugsicherheitsbefeuerung ausfiel, entschloss man sich schließlich zur Sprengung des Turms. Am 21. Juli 1998 gegen 11:40 Uhr legte eine Spezialfirma aus Wittenberg den Riesen flach. Rund eine Million DM hat kosteten Abbruch und Entsorgung.

Kabelschächte

Der Antennenträger, ein einundsiebzig Meter hoher Stahlbeton-Turm, ist heute leider nicht mehr vorhanden. Er war 1967 von den sowjetischen Truppen errichtet worden, um der Manövertätigkeit in der Lüneburger Heide - und wahrscheinlich auch anderen Dingen - funktechnisch besser folgen zu können. Zwei Fahrstühle oder alternativ 408 Stufen führten hinauf in das vom Volksmund "Café Moskau" genannte Bauwerk. Da das Areal nach dem Abzug der Roten Armee im Herbst 1991 immer wieder von Vandalen und "Touristen" heimgesucht wurde, wurde der Turm im Juli 1998 aus Sicherheitsgründen abgerissen. Auch die restlichen Gebäude sind inzwischen leider in einem erbärmlichen Zustand.

Ein Leser hat uns netterweise ein Amateurvideo aus dem Jahr 1993 zur Verfügung gestellt, aus dem wir einige kurze Sequenzen zusammengeschnitten haben:

Ein baugleicher Turm befand sich in der Nähe des thüringischen Ortes Eigenrieden auf etwa 500m über NN. Auch er wurde im April 1995 gesprengt.

Die Anlage 1999 vom Westen aus gesehen 

Quellen (Auszug):- West-Arbeit des MfS, Hubertus Knabe, 1999
- Der russische Horchposten auf dem Schwabenberg bei Bergmoor, F.-W- Schulz
- diverse Zeitungsartikel aus der Altmark
- Sammlung T.Nastke
- Sammlung M.Bischoff,
- Sammlung R.Bachmann
- Sammlung HK
- Interviews mit Anwohnern
- Eigene Recherchen

Tags: DDR, ELOKA, GSSD